Jean - Baptiste Morin (1583 - 1656)


Der Astrologe Richelieus schreibt in seiner Astrologia Gallica:

"Drittens sind die Planeten selber determiniert durch die Naturen der betroffenen sublunaren Dinge, wie wir schon im Hinblick auf das primum caelum festgestellt haben: daher kommt es zu dem berühmten Satz des Aristoteles:

"Sol et homo generant hominem [Sonne und Mensch schaffen den Menschen]."

Morin meint dann es sei klar, daß ein Königssohn verschieden sei von einem Bauernsohn und impliziert es sei folglich ihre Reaktion auf gleiche planetarische Einflüsse unterschiedlich.

Weiter unten schreibt Morin:
"Die Neigungen können mit beträchtlicher Sicherheit bestimmt werden. Von den möglichen Effekten, die aus einer solchen Neigung folgen, werden die, die nicht in der Macht des Geborenen liegen, mit der größten Sicherheit geschehen, während die, die von seinen eigenen Entscheidungen [frei übersetzt, Morinus verwendet das Wort "Wille"] abhängen einen zweifelhafteren Ausgang haben."
Er führt weiter aus, die meisten Menschen

passen sich, da es leichter sei, einfach den stellaren Einflüssen an,

seien sich ihrer eigenen Natur nicht bewußt

täten nicht genug um unerfreulichen künftigen Ereignissen vorzubeugen

es sei anstrengend den eigenen Geneigtheiten zu widerstehen

wenige beginnen das Unternehmen

noch weniger seien ausdauernd dabei und

folglich verwirklichen sich astrologische Vorhersagen häufig.


Also war Morinus ein Anhänger der Willensfreiheit.

Dennoch ist er berühmt dafür, daß er sich spezialisiert hatte auf das, was heute "ereignisorientierte Astrologie" genannt wird: Die Vorhersage definierter Ereignisse zu bestimmten Zeiten im Leben eines Menschen.


Ereignisorientierte Astrologie ist heute in weiten astrologischen Kreisen verpönt. Sie ist das Gegenteil zu vagen psychologisierenden und mythisch verbrämten Aussagen eines großen Teils der heutigen Astrologie.

Wo Morinus dem Freund und Favoriten des Königs drei Jahre vorher die absurde Vorhersage eines ehrlosen Todes durch Henkersbeil prophezeit hatte, würde heute von manchen astrologischen Kreisen eine "Aufstellung" veranstaltet werden. Womit man vom Grundgedanken her nichts anderes täte, als was schon um die Zeitenwende in Rom von manchen antiken Astrologen - mit völlig anderen Methoden - praktiziert wurde. Das soll nicht heißen, daß Ähnliches - es gibt bessere Methoden - der grundsätzlich falsche Weg wäre, ganz im Gegenteil. Wie C.G.Jung sagte:

"Was uns nicht bewußt ist, geschieht uns als Schicksal".


Zurück zu Morin: Ging die absurde Vorhersage über den Freund des Königs in Erfüllung?
Ja.

Geschah das zur angegebenen Zeit?
Ja.

© 2006 Holger Roehlig



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