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Jean Baptiste Morin alias Morinus (1583 - 1656)

Der Astrologe von Kardinal Richelieu

Morin war Mathematiker und Astrologe. In Villefranche im Beuaujolais geboren hatte er in Aix und Avignon Medizin und Mathematik studiert.

1615 erhielt er seinen Doktorgrad in der Medizin.

Im Auftrag des Bischofs von Boulogne reiste er nach Deutschland, Böhmen und Ungarn um sich über Bergbau zu informieren. In Deutschland lernte er die Astrologie. Er war dem schottischen Alchemisten und Astrologen Davison begegnet, der ihn mit der Astrologie bekanntmachte. Morin schreibt 40 Jahre später, er sei von dem Bischof, dessen Arzt er war, gezwungen worden, sich mit Astrologie zu beschäftigen.

1630 wurde Morin als königlicher Professor für Mathematik an das College de France berufen. Dies geschah durch den Einfluß von Marie de Medici. Morin sagt selbst, er habe diese Professur seinen astrologischen Kenntnissen zu verdanken gehabt.

Sein Ruf als Astrologe sprach sich in höfischen Kreisen herum. Nach der Einkerkerung des Bischofs von Boulogne wurde er Leibarzt des Herzogs von Luxembourg.

Mazarin, Richelieus Nachfolger, setzte ihm eine Jahrespension von 2000 Livres aus. (Für 2000 Livres konnte man damals ein Landgut inklusive Gutshaus erwerben.)

Morin klagte häufig über die Undankbarkeit der Prinzen. Sein streitbares und von sich eingenommenes Wesen hatte dazu beigetragen.

Prinzessin Marie Louise von Gonzage, die spätere Königin von Polen, interessierte sich sehr für Morins Arbeit. Sie trug mit 2000 Talern zum Druck seines Lebenswerkes bei.

Wie Morin Leibastrologe von Richelieu wurde

 

Bei dem französischen König Ludwig XIII. stand ein Aristokrat namens Henri d´Effiat in höchster Gunst.

Henri d´Effiat begehrte von Morin Auskunft über sein Schicksal. Morin weigerte sich zunächst.

Als ihn d´Effiat einen Schwätzer, Schwindler, Scharlatan nannte, weissagte Morin dem Günstling des Königs ein schimpfliches und gewaltsames Ende und siedelte es für drei Jahre später in der Zukunft an; dies obwohl d´Effiat in seinem Radix (Geburtshoroskop) im VIII. Haus die zunächst günstig scheinende Konstellation Jupiter, Mars und Sonne hatte.

Höhnisch spottend erzählte d´Effiat die Aussage des Astrologen Morin bei einem königlichen Gastmahl, woraufhin die Anwesenden in brüllendes Gelächter ausbrachen. Lachten alle?

Nein.

Einer lachte nicht: Kardinal Richelieu, leitender Minister, nach heutigen Maßstäben Chef des Kabinetts, Innen- und Außenminister in Personalunion, blieb ernst und eisig.

Drei Jahre später wurde d´Effiat in entehrender Weise auf offenem Markt enthauptet.

Kardinal Richelieu entsann sich der Vorhersage und befahl Morin in seine Dienste, eine Anstellung die fürstlich honoriert wurde und die Morin oft verwünschte.

Morin stellte 50 Menschen an, die für ihn rechneten. Sie wurden Computer genannt.

Jean Baptiste Morin starb 1656, im selben Jahr wie sein Lieblingsgegner Gassendi.

Das Hauptwerk von Morin ist die "Astrologia Gallica" ("Französische Astrologie").

Die Astrologia Gallica wurde 1661 - 5 Jahre nach Morins Tod - im Haag veröffentlicht und besteht aus 26 Büchern in einem großen Folianten mit XXXVI + 784 Seiten.

Morin hatte an ihr 30 Jahre gearbeitet. Mit ihr trug Morin zur Modernisierung der Astrologie bei. Er verband die Astrologie des Ptolomaeus mit den Kenntnissen des 17. Jahrhunderts.

In den ersten 8 Büchern setzt er sich mit etwaigen kirchlichen Gegenargumenten auseinander sowie dem Problem Willensfreiheit/Fatum (Determinismus, Vorherbestimmung) auseinander. Wie Aristoteles sieht er ein Primum Mobile als die erste Quelle allen Geschehens. Mit dem Primum Mobile ist unverrückbar für alle Zeiten der Zodiak verbunden, der nichts mit den gleichnamigen Sternbildern und dem Sonnenlauf zu tun hat. Der Zodiak ist in 12 archetypische Zeichen unterteilt, die von den Planeten charakterisiert sind, die sie beherrschen. Aus dem Primum Mobile quellen die siderischen Kräfte, die Irdisches beeinflussen. Diese siderischen Kräfte sind durch die vier Fundamentalqualitäten geschaffen. Die vier Fundamentalqualitäten werden als die "Elemente" Feuer, Erde, Wasser Luft bezeichnet.

(Aus der heutigen Sicht der theoretischen Physik bauen Quarks und Leptonen die sichtbare Welt auf. Zwischen diesen Partikeln wirken VIER FUNDAMENTALE KRÄFTE. Unsere heutigen theoretischen Physiker versuchen diese Wechselwirkungen zu einer Kraft zu vereinheitlichen.)

Man lasse sich nicht täuschen von der Bezeichnung "Feuer, Erde, Luft, Wasser". Damit sind Qualitäten gemeint.

Morin verwirft die Deutung individualisierter Aspekte sowie die Dekanate und eine Menge anderer, von ihm "Unsinn" ("Nugamente") genannter chaldäischer und arabischer Lehren.

Nach Morin übt ein Planet im Zeichen seinen Einfluß aus durch Domizil (Herrschaft), Exaltation (Erhöhung) und Triplizität.

Morins historische Bedeutsamkeit

Im 17. Jahrhundert gelangte Morins Astrologia Gallica durch John Bishop und John Partridge nach England. Der Strang der Überlieferung riß in England nie ab.

1897 übersetzte Selva (Pseudonym von A. Vlès 8.6.1861 - 1952) einen Teil der Astrologia Gallica ins Französische: "La théorie des déterminations astrologiques de Morin de Villefranche." Publiziert wurde die Übersetzung 1902.




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